Oberdeck- Hamburg
Appartmenthaus mit 51 Microappartments
Kramer & Stender Architekten mbB in Zusammenarbeit mit Schümann Sunder- Plassmann und Partner mbB, Lübeck
Im Zentrum des Hamburger Stadtteils Ottensen, direkt am Altonaer Bahnhof gelegen, befindet sich das im Jahr 1904 als Eckbebauung erstellte Gebäude, das in Erstnutzung als Dienstwohngebäude mit großzügigen Wohnungen für vier Oberbeamte der Königlichen Eisenbahn-Direktion Altona diente.
Im zweiten Weltkrieg wurde es stark beschädigt, und sowohl das Dachgeschoss als auch die bauzeitlichen Fassadenstrukturen fielen den Kriegsvorgängen zum Opfer. Beim Wiederaufbau wurde auch die Grundrissanordnung verändert und in eine kleinteilige Zellenstruktur zum Zwecke der Beherbergung von Zugbegleitpersonal der Bahn übergeführt.
Diese Nutzung wird auch im jetzt sanierten und modernisierten Gebäude in Form eines Boardinghouses fortgeführt, wobei zusätzlicher Raum durch eine Aufstockung in Holzbauweise entstanden ist, so dass nun insgesamt 51 Zimmer als Appartments zur Verfügung stehen. Neben der Beherbergung des Zugbegleitpersonals werden auch frei buchbare Appartments angeboten.
Der Eingangsbereich wurde grundlegend umgestaltet und empfängt den Gast in heller und freundlicher Atmosphäre sowie hochwertigen Materialien.
Die lichtdurchfluteten und skulpturalen Treppenhäuser verbinden die Geschosse vom Foyer über die Appartmentetagen bis hin zur Dachterrasse. Die Flure in ihrer gedämpften Atmosphäre leiten den Gast hin zu den Eingängen der Appartments und bereiten ihn auf die Privatheit der Gasträume vor.
Die großzügig angelegte Dachfläche sowie die im oberen Geschoss angeordneten Balkonflächen bieten entspannende Fernsicht auf den Hamburger Hafen und zu vielen der bekannten Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Die modernen Microappartments sind auf den engen Grundrissen der hohen Bestandsgeschosse entworfen. Sie zeigen den konzeptionellen Anspruch, jenseits der nackten Erfüllung des klassischen Raumprogramms zeitgemäßer Hotelzimmer gleichzeitig gut zonierte und geschickt ineinander verschränke Inhalte der Gasträume so anzuordnen, dass qualitativ hochwertige und angenehm proportionierte Einzelräume in den eigentlich sehr engen und hohen Zellen der Grundrissstruktur entstehen.
Die konzeptionelle Herangehensweise der modular aufgebauten Zimmereinbauten hat die Ausnutzung und Hervorhebung der räumlichen Tiefe als Entwurfsmerkmal zum Ziel.
Die funktional angeordneten Bestandteile der Einbauten sind trotz unterschiedlicher Zimmertypen durchgehend so angeordnet, dass spannungsvolle Ein- und Ausblicke innerhalb des Appartments die Tiefe des Raumes nutzen, und die unterschiedlichen Nutzungsbereiche sich nicht begrenzen, sondern spielerisch fließend ineinander übergehen.
Die Ausnutzung der überdurchschnittlichen Geschosshöhen durch das dreidimensionale Anordnen von Einzelfunktionen führte während der Konzeption zu den mehrdimensional ineinander verschränkten Einzelbereichen, die unabhängig voneinander nutzbar sind und sich trotz der Enge nicht unangenehm überschneiden.
Als Ergebnis zeigt sich die weitestgehende Ausnutzung des in der Gründerzeit erstellten großzügigen Volumens mit einer zeitgemäßen Nutzung in kleinteiliger Struktur bei gleichzeitigem Anspruch an Privatheit, Hochwertigkeit und Individualität für den Gast.
Begleitend zu dem konzeptionellen Vorgang des Innenraumentwurfs der Zimmer und Erschließungsbereiche wurden sowohl Materialien und Oberflächen als auch Farben und Haptiken schon im Konzept mit großer Sorgfalt ausgewählt und haben während der Ausführung in jedem Bereich der gestalteten Innenräume ihre jeweilige spezifische Berücksichtigung gefunden.